
18. Juni 2025 OWL-Handwerk stellt Weichen: Zukunftsstrategie vorgestellt
Was erwartet das regionale Handwerk von der Politik – und wie will sich die Kammer selbst strategisch neu aufstellen? Bei der Vollversammlung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld im Campus Handwerk in Bielefeld wurden beide Fragen klar beantwortet: mit politischen Forderungen und einer zukunftsorientierten Agenda für das Handwerk in der Region.
„Der Campus Handwerk ist einer der wichtigsten Orte unserer Zukunft – und er nimmt nun ganz real Gestalt an“, betonte Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL, in seiner Rede vor dem OWL-Handwerksparlament. Doch die Freude über den Fortschritt werde derzeit durch ein massives Infrastrukturproblem überschattet. „Über 8.000 Baustellen im Bielefelder Stadtgebiet und fehlendes Baustellenmanagement führen zu einer Verkehrslage, die das Erreichen unseres Bildungszentrums zu einer Frage des Durchhaltevermögens macht“, so Eul. Daher appellierte der Kammerpräsident an die Stadt: „Was wir brauchen, ist eine kluge, koordinierte Verkehrsplanung – die nicht im Stadtrat steckenbleibt, sondern auf der Straße funktioniert. Investitionen ja, Isolation nein.“
Auch von der neuen Bundesregierung in Berlin forderte Eul Planungssicherheit und entschlossene Führung. „Der Wunsch nach Stabilität, Verlässlichkeit und wirtschaftlicher Perspektive ist größer denn je“, so Eul. Das Handwerk sei bereit, seinen Beitrag zu leisten – beim Klimaschutz, im Wohnungsbau, bei der Digitalisierung. „Aber wir brauchen eine Politik, die uns nicht ausbremst, sondern befähigt.“
Während der Kammerpräsident Forderungen an die Politik adressierte, präsentierte Hauptgeschäftsführer Dr. Jens Prager die neue Zukunftsstrategie der Kammer. Unter dem Leitgedanken „Handwerk OWL: Wir können Zukunft!“ definierte der Hauptgeschäftsführer zentrale Leitplanken für die kommenden Jahre. „Wir verbinden traditionelle Werte mit innovativen Impulsen. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Betrieben und Handwerksorganisationen das Handwerk in der Region zukunftsfest aufzustellen“, so Prager. Die Strategie beinhaltet den Ausbau moderner Bildungsstätten, eine gezielte und passgenaue Interessenvertretung sowie umfassende Maßnahmen zur Nachwuchs- und Fachkräftesicherung.
Teil dieses Programms ist auch das Pilotprojekt „Freiwilliges Handwerksjahr“ in Ostwestfalen-Lippe, das noch in diesem Jahr startet. Junge Menschen können sich dabei unkompliziert in vier verschiedenen Handwerksberufen ausprobieren und praxisnahe Einblicke gewinnen. Darüber hinaus wird mit dem neuen FrauenForum ein Format etabliert, das den Austausch, die gegenseitige Stärkung und die Vielfalt im Handwerk fördert. Ziel ist es, neue Impulse zu setzen und das Handwerk jenseits klassischer Rollenbilder mitzugestalten. „Wir wollen das Handwerk für alle noch attraktiver machen – offen, modern und zukunftsorientiert“, betonte Prager.
Ein bedeutender Schritt für die Zukunft des Handwerks ist auch der geplante Neubau am Campus Handwerk in Bielefeld. „Der Bau schreitet planmäßig voran – wir befinden uns voll im Zeitplan“, betonte Ragna Köstner, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer. Aktuell stehe der Erd- und Tiefbau kurz vor der Vollendung, bei dem rund 8.000 LKW-Ladungen Erde abtransportiert werden müssen – eine logistische Herausforderung auf dem Weg zu dem neuen Bildungsleuchtturm. Der Baubeginn des Gebäudes für die Baugewerke ist für August 2025 geplant, der Start für das Kfz-Gebäude folgt Mitte Dezember.
Im Rahmen der Vollversammlung wurden folgende Resolutionen verabschiedet: