
(v.l.) Theresa Budde, Personalverantwortliche in der Bäckerei Hensel, Ausbildungsberater der Handwerkskammer Dirk Kucharewa, Navneet Kaur und Benaf Benaf, beide Auszubildende, sowie Martin Hensel zeigen das frisch gebackene Brot
Zuwanderung als Gewinn
31.10.2019
Die Bäckerei Hensel aus Enger setzt auf bunt gemischte Teams. Geschlecht, Hautfarbe oder ethnische Herkunft spielen ausdrücklich keine Rolle. Fundament für die Zusammenarbeit sind die deutsche Sprache sowie Toleranz und Offenheit - auch seitens der Mitarbeiter und Auszubildenden.
Navneet Kaur stammt aus Indien und lebt mit ihrem Ehemann seit vier Jahren in Deutschland. Zunächst hat sie eine Ausbildung als Friseurin begonnen und ist schließlich in den Verkauf gewechselt. Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Fachrichtung Bäckerei, ist ihr Traumberuf. Die praktische Ausbildung läuft gut bei Navneet Kaur, die Berufsschule ist noch etwas fordernd. Kontinuierlich arbeitet sie an ihren Deutschkenntnissen und hat auch im privaten Bereich Unterstützung gefunden.
Ihr inzwischen dreijähriges Kind geht in die Kita und bringt frisch erworbene deutsche Begriffe mit nach Hause. Die allermeisten Kunden begegnen ihr wegen ihres kleinen Akzents freundlich. Ihr Kollege, der syrische Kurde Benaf Benaf, lebt seit drei Jahren in Deutschland und erlernt den Beruf des Bäckers. Dieses Handwerk ist in seiner Heimat sehr angesehen. Benaf Benaf ist ebenfalls gut angekommen. Einen entscheidenden Beitrag für seine Integration spielt seine Ausbildung in der Bäckerei Hensel. Er hat sich nach einer Einstiegsqualifizierung ganz bewusst für den Bäckerberuf entschieden. Auch er bekommt private Unterstützung von einem ehemaligen Lehrer. "Die Zuwanderung ist Gold wert", betonen Martin Hensel, der sich gerade auf die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk vorbereitet und in die Unternehmensführung einsteigen wird, und Theresa Budde, Personalverantwortliche in der Bäckerei Hensel. In dem Fachbetrieb mit 48 Filialen absolvieren derzeit 28 junge Leute eine Ausbildung, insgesamt 540 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Fast alle Nationalitäten sind vertreten. Sowohl in den kleinen gemischten Verkaufsteams mit drei bis vier Kollegen als auch in großen Teams mit bis zu 20 Kollegen gibt es kaum Probleme untereinander, auch in der Produktion und im Versand läuft es rund. Dazu trägt die ausgesprochen offene Unternehmenskultur bei, aber auch eine geschickte Einstellungsstrategie. In den Vorstellungsgesprächen ertastet Budde die Toleranz und Offenheit der Bewerber und Bewerberinnen aller Nationen. Um die Ausbilder auf die vielseitigen Anforderungen vorzubereiten, lädt die Geschäftsführung alle drei Monate zum Ausbilderstammtisch ein. Die
Themen lauten beispielsweise Generationenkonflikte, Generation Alpha oder neue Lernmethoden.
Dirk Kucharewa, Ausbildungsberater der Handwerkskammer OWL, begrüßt das Engagement der Bäckerei Hensel: "Das Unternehmen pflegt auch enge Kontakte zur Berufsschule und kennt sowohl die Anforderungen als auch den Leistungsstand der Auszubildenden." Derzeit räumt das Unternehmen auch mit hergebrachten Rollenbildern auf und setzt beispielsweise auf männliche Fachverkäufer, kürzlich ist ein über 50-Jähriger in den Verkauf neu eingetreten. Das kommt bei den Kolleginnen und Kunden gut an. "Die Zusammensetzung unserer Belegschaft spiegelt die Gesellschaft wider, das ist so gewollt", fügt Martin Hensel an. Der begeisterte Bäcker freut sich, dass durch die Zuwanderung auch Menschen kommen, die den Wert von handwerklich hergestellter Ernährung schätzen. Das sei ebenfalls ein Gewinn für Deutschland.