(v. l.) Peter Eul, Babette Haasch, Siegfried Neumann und Wilhelm Florenz Ahle
HWK OWL
(v. l.) Peter Eul, Babette Haasch, Siegfried Neumann und Wilhelm Florenz Ahle

Diamantene und Eiserne Meisterbriefe für Babette Haasch, Wilhelm Florenz Ahle und Siegfried Neumann

26.11.2021

Im Rahmen der Vollversammlung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld erhielt Friseurmeisterin Babette Haasch (Bielefeld) den Diamantenen Meisterbrief der Handwerkskammer. Die Ehrenurkunde für 60 Jahre Meisterschaft überreichte Kammerpräsident Peter Eul. „Sie haben das Friseurhandwerk in Bielefeld-Brackwede über viele Jahre mitgeprägt, dafür danke ich Ihnen im Namen der Handwerkskammer, aber auch ganz persönlich“, erklärte Eul, der selbst Friseurmeister ist.   

Babette Haasch, geborene Kuhn, kam 1943 aus Nürnberg nach Bielefeld. 1952 absolvierte sie ihre Ausbildung bei Friseurmeister Wienhold. Anschließend sammelte sie Berufserfahrung als Gesellin. Am 17. Oktober 1961 legte sie schließlich ihre Meisterprüfung im FriseurHandwerk erfolgreich ab. Im Juni 1962 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und führte bis 2013 den Salon Kuhn in Bielefeld an der Rosenhöhe. Den Damensalon besuchten hauptsächlich Stammkundinnen, die auf die Leistung von Babette Haasch und ihrem Team vertrauten. Das Leistungsspektrum umfasste das komplette Angebot vom Waschen, Schneiden und Frisieren über Färben und Strähnchen einarbeiten bis hin zur Dauerwelle. Babette Haasch bildete auch regelmäßig aus. 



Vor 65 Jahren legte Wilhelm Florenz Ahle (Paderborn) seine Meisterprüfung im Maler- und Lackierer-Handwerk ab. Im Rahmen der Vollversammlung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld im Campus Handwerk überreichte ihm Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, die seltene Ehrenurkunde. „Ihre Fachkenntnis und ihr handwerklicher Ruf sind weit über Paderborn hinaus bekannt“, mit diesen Worten gratulierte Eul dem Handwerksmeister.         

1945 trat der Jubilar seine Ausbildung im elterlichen Betrieb an. Im selben Jahr wurde Paderborn durch einen Bombenangriff zerstört. Auch das 300 Jahre alte Fachwerkhaus der Familie Ahle fiel den Bomben zum Opfer. Dort hatte der Vater des Jubilars, Malermeister Wilhelm Friedrich Ahle, 1922 im Alter von nur 26 Jahren ein Maler- und Anstreichergeschäft gegründet und den Grundstein für das bis heute erfolgreich geführte Familienunternehmen gelegt.

Der Betrieb wurde in den Jahren der Kriegswirren von der Mutter und Wilhelm Junior aufrechterhalten, da Vater Wilhelm Friedrich Ahle zum Militärdienst eingezogen war. Spätestens nach dem Bombenangriff vom 17. Januar 1945 wurde in Paderborn nicht mehr gebaut oder restauriert. Primär galt es Schäden zu beseitigen – vor allem Glasbruch, weshalb sich Wilhelm Junior in praktischer Arbeit zum Spezialisten für das Glaser-Handwerk entwickelte. Als einer der wenigen Betriebe mit Telefonanschluss und Firmenautos wurden die Kundenwünsche bedient.

1960 verstarb der Seniorchef Wilhelm Ahle im Alter von nur 64 Jahren. Wilhelm Florenz Ahle übernahm das Geschäft vom Vater. Im gleichen Jahr wurde er auch in den Vorstand der Maler- und Lackierer-Innung gewählt. 1976 wurde Wilhelm Florenz Ahle dann von der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld zum öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen des Maler- und Lackiererhandwerks ernannt.

Der Malerbetrieb Ahle lief gut und verrichtete zahlreiche Großaufträge, unter anderem in Kirchen und öffentlichen Gebäuden in Paderborn. Höhepunkte waren die Vergoldung des Turmkreuzes und der Turmkugel des Paderborner Doms sowie die komplette Innenrestauration der Marktkirche und von deren Außenfassaden. Neue Fachgebiete wie die Betoninstandsetzung an der Paderborner Universität wurden erschlossen.

Einen Meilenstein in der Firmengeschichte kennzeichnete im Jahr 1984 der Umzug des Unternehmens als eines der ersten in das Gewerbegebiet im Benhauser Feld. 1990 übergab Malermeister Wilhelm Florenz Ahle den Betrieb an seinen Sohn, Malermeister Dietmar Ahle, der heute den Betrieb in dritter Generation führt. Gleichzeitig wurde die bislang als Personengesellschaft geführte Firma Ahle in eine GmbH umgewandelt.



Auch Tischlermeister Siegfried Neumann (Lemgo) den Diamantenen Meisterbrief der Handwerkskammer. Die Ehrenurkunde für 60 Jahre Meisterschaft überreichte Kammerpräsident Peter Eul. „Als Gründer der Drechslerei Neumann haben Sie das handwerkliche Geschehen im Kreis Lippe und darüber hinaus mitgeprägt“, erklärte Eul und wies auf die Ausbildungserfolge der Neumann GmbH & Co. KG hin. Beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks haben zwei Auszubildende der Drechslerei Neumann als Bundessieger abgeschlossen. Beim Wettbewerb die Gute Form erreichte ein Auszubildender den dritten Platz bundesweit.   

Siegfried Neumann (89) kam als Flüchtling zunächst in Steinhude an. Sein Vater strebte für ihn eine Lehre bei der Post an. Als er dort nicht genommen wurde, absolvierte er eine Ausbildung zum Tischler, die sich als gute Basis für seinen Werdegang zu einer bekannten Unternehmerpersönlichkeit erwies. 1947 trat Neumann mit 15 Jahren seine Lehre zum Bau und Möbeltischler in Steinhude an. 1950 legte er seine Gesellenprüfung mit der Note gut ab. Im selben Jahr fand er Arbeit bei Heinrich Noah in Lemgo, ein Jahr später wechselte er zur Firma Wrenger „Schlafzimmer und Polstermöbel“. 1953 heiratete Siegfried Neumann mit 21 Jahren die drei Jahre jüngere Gertrud. Im selben Jahr errichtete das Ehepaar das erste gemeinsame Haus in Lemgo-Lieme. 1958 meldete sich der Hobby-Boxer zur Meisterschule für das Tischler-Handwerk an. Neben seinem 48-Stunden-Job bei der Firma Wrenger drückte er die Schulbank. 1961 legte Neumann seine Meisterprüfung im Tischler-Handwerk ab. Zunächst machte er sich als Handelsvertreter selbstständig, dann wechselte er zum Möbelversandhaus Arzberger und kam über die Arbeit dort in Kontakt mit dem Chef der Drechslerei Kemper. Als „Lohnarbeiter in selbstständiger Funktion“ lernte er dort das Drechsler-Handwerk kennen, das seine berufliche Bestimmung werden sollte. 1965 erfand Neumann eine Schleifmaschine, mit der er die Teileproduktion verdreifachte.

1967 machte sich Neumann als Tischlermeister mit einer Drechslerei selbstständig und produzierte zunächst im Keller, 1973 zog er mit seinem Unternehmen in eine neue Halle an der Weststraße, die Fertigungsstätten wurden im Laufe der Jahre immer weiter vergrößert. Das Unternehmen hat sich inzwischen europaweit einen Ruf als Hersteller von Handläufen, Holzdreh- und Holzfrästeilen erarbeitet. Durch konsequente Erweiterung und Modernisierung gelingt es dem Unternehmen, das inzwischen von Sohn Dieter Neumann geleitet wird, konsequent auf Kundenwünsche zu reagieren. CNC-Fräsen und CNC-Drehen ermöglichen auf den Hundertstelmillimeter genaues Arbeiten.