(v.l.) Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, Melanie Busch, Kreishandwerkerschaft Bielefeld, und Obermeister Volker Ruwe mit Valerie und Marcus Wulfhorst
HWK OWL
(v.l.) Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, Melanie Busch, Kreishandwerkerschaft Bielefeld, und Obermeister Volker Ruwe mit Valerie und Marcus Wulfhorst

Familientradition und Innovationen

21.09.2021

Seit 125 Jahren betreibt Familie Wulfhorst ihre Bäckerei und darf sich die älteste Handwerksbäckerei Bielefelds nennen. Zum feierlichen Anlass übergab Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL, dem Betriebsinhaber und Bäckermeister Marcus Wulfhorst und seiner Ehefrau Valerie Wulfhorst die Ehrenurkunde für das 125-jährige Jubiläum ihrer Bäckerei. Auch Volker Ruwe, Obermeister der  Bäcker-Innung Bielefeld, und Melanie Busch, Innungsgeschäftsführerin, waren vor Ort, um zu gratulieren.

Leider könne das Jubiläum aufgrund der Pandemie nicht groß gefeiert werden, erklärt Valerie Wulfhorst, die für das Marketing und die Organisation der Bäckerei zuständig ist. Dafür haben sie und ihr Mann sich etwas Besonderes einfallen lassen: Der Heeper Liedermacher Helmut Neuhaus hat eigens für die Bäckerei den Wulfhorst-Song komponiert und gesungen. Im Musikvideo ist nicht nur der Musiker zu sehen, sondern viele Eindrücke aus der Geschichte des Bielefelder Traditionsbetriebes. „Handwerksunternehmer wie Sie brauchen wir im Handwerk und in den Innungen. Sie sind mit Ihren kreativen Ideen und Ihrer Leidenschaft genau der Leuchtturm, der gerade in diesen schwierigen Zeiten Vorbild für andere ist“, freut sich Peter Eul über die Corona-konformen Ideen zur Würdigung des 125-jährigen Bestehens. Neben dem Wulfhorst-Song hat die vierte Generation der Handwerksfamilie, in der Marcus Wulfhorst den Betrieb heute fortführt, ihr Familienalbum geöffnet und liebevoll zwölf Postkarten gestaltet, die durch die Geschichte der Brotmanufaktur führen und einen Einblick in ihre Firmenphilosophie geben. Neben dem Erhalt von Familientradition und -werten hat Wulfhorst es auch geschafft mit der Zeit zu gehen. Als moderner Familienbetrieb liegt es dem Bäckermeister und seiner Frau am Herzen, traditionelle Backweisen mit innovativen Ideen zu kombinieren. So präsentiert Wulfhorst sich und seine köstlichen Backwaren modern über diverse Social Media-Kanäle. Und auch die Idee der „Papierlosen Backstube“ wurde mit digitalen Lösungen umgesetzt. „Bei uns laufen die Zeiterfassung, die Produktionsabläufe und die Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern digital. Unsere Kassen sind mit dem Bestellsystem vernetzt und als neueste Idee haben wir Schulungsvideos zum Beispiel zu unseren Kassensystemen produziert, die allen Angestellten auf iPads zur Verfügung stehen“, erklärt Valerie Wulfhorst.

Stolz blickt das Ehepaar Wulfhorst auf 125 Jahre Bielefelder Traditionsgeschichte zurück. Aktuell hat die Bäckerei, wie viele Gewerke im Handwerk, mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. „Während der Pandemie ist zwar der Anteil am Brotumsatz gestiegen, aber wenn wir langfristig keine Leute bekommen, die ihr Handwerk aus Überzeugung machen, wird es in Zukunft schwierig werden“, schildert Marcus Wulfhorst die aktuelle Situation. „Wir werben auf hohem Niveau, aber bekommen trotzdem keine Bewerberinnen oder Bewerber“, ergänzt seine Frau. Zurzeit bietet die Brotmanufaktur acht bis elf Sorten Brot an. Das Besondere daran: Jedes Produkt wurde von mindestens zwei Händen angefasst. Gleichzeitig wird viel Wert auf Regionalität gelegt. Ziel ist es, sehr gute Produkte anzubieten – nicht um den Hunger zu stillen, sondern zum Genießen. Dafür steht auch schon die fünfte Generation ab und zu mit in der Backstube und führt regelmäßig „Qualitätskontrollen“ am heimischen Frühstücks-tisch durch. Doch ob Carlos oder Romy, die Kinder von Valerie und Marcus, einmal den Traditionsbetrieb übernehmen, steht noch nicht fest. Die Eltern möchten ihre Kinder zu nichts drängen, freuen sich aber natürlich über das Interesse, das die beiden in ihren jungen Jahren bereits am Beruf der vorherigen Generationen haben.