WIebke Esdar mit Ralf Noltemeyer, Jens Prager, Peter Eul
HWK OWL
Das Bild zeigt: Dr. Wiebke Esdar MdB, Ralf Noltemeyer, Vizepräsident der Handwerkskammer OWL, Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer, und Peter Eul, Präsident (v. l.)

22. Juli 2025Freiwilliges Handwerksjahr, Verkehr und Bürokratieabbau im Fokus

Beim Besuch von Dr. Wiebke Esdar auf dem Campus Handwerk in Bielefeld standen zentrale Zukunftsthemen im Mittelpunkt. Mit Präsident Peter Eul, Vizepräsident Ralf Noltemeyer und Hauptgeschäftsführer Dr. Jens Prager sprach die SPD-Bundespolitikerin über das freiwillige Handwerksjahr, die berufliche Orientierung und die Lage am Ausbildungsmarkt, das geplante Sondervermögen des Bundes, notwendige Bürokratieentlastungen sowie die Verkehrssituation in Bielefeld.

Trotz der erfreulich hohen Anzahl an abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für das neue Ausbildungsjahr 2025/2026 bereitet die fehlende berufliche Orientierung vieler Jugendlicher dem Handwerk Sorge. Genau hier setzt das neue Pilotprojekt „Freiwilliges HandwerksjahrPLUS (FHJ+)“ der Handwerkskammer an. „Dieses Angebot richtet sich an junge Erwachsene, die sich im Handwerk orientieren wollen und innerhalb eines Jahres vier verschiedene Handwerksberufe in der Praxis erleben können“, so Vizepräsident Ralf Noltemeyer. Dieses niedrigschwellige Berufsorientierungsangebot helfe den Betrieben dabei, Talente zu entdecken und jungen Menschen, das Handwerk kennenzulernen. Noltemeyer bedankte sich explizit bei Wiebke Esdar dafür, dass dieses neue Angebot in den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aufgenommen und die Weiterentwicklung zu einem Bundesfreiwilligendienst in Aussicht gestellt wurde.

Präsident Eul forderte in diesem Zusammenhang, die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung endlich in allen Schulformen bei den schulischen Maßnahmen zur Berufsorientierung anzuerkennen: „Es kann nicht sein, dass dem regionalen Handwerk auch heute noch die Türen zu vielen Gymnasien verschlossen bleiben. Hier ist ein Umdenken der verantwortlichen Schulleitungen dringend erforderlich.”

Mit Blick auf die aktuelle Baustellensituation in Bielefeld, welche die Erreichbarkeit des Campus Handwerk im Stadtzentrum deutlich erschwert, wiederholte Eul seine Forderung aus der Vollversammlung: „Bildungszentrum und Kammer müssen für Lehrgangsteilnehmende, Mitgliedsbetriebe sowie Kundinnen und Kunden erreichbar bleiben. Wir brauchen unbedingt ein besser abgestimmtes Baustellenmanagement und eine langfristige Verzahnung von Verkehrs- und Bauplanung.“ Die derzeitigen Verkehrsbehinderungen gefährdeten darüber hinaus die Versorgung der Innenstadt mit handwerklichen Dienstleistungen. „Wir brauchen ein besser abgestimmtes Baustellenmanagement und eine langfristige Verzahnung von Verkehrs- und Bauplanung“, so der Präsident.

Ein weiteres zentrales Gesprächsthema war das geplante Sondervermögen für Infrastruktur im Bundeshaushalt. Die Handwerkskammer OWL begrüßt dessen Einrichtung grundsätzlich, deren Hauptgeschäftsführer Dr. Jens Prager mahnte jedoch: „Das Sondervermögen darf nicht zur Entlastung bestehender Haushalte dienen, sondern muss für zusätzliche Investitionen etwa in Schulen, Brücken und öffentliche Gebäude eingesetzt werden.“ Nur dann könne das Handwerk auch von einem echten Auftragsplus profitieren. Gleichzeitig brauche es kurzfristig realisierbare Projekte, um Vertrauen zu schaffen. Die Kammer biete sich darüber hinaus gerne an, den lange überfälligen Abbau überflüssiger Bürokratie in OWL als Reallabor für Bürokratieabbau zu befördern. „Wir wollen in OWL beweisen, wie Bürokratieabbau und eine effizientere Verwaltung im Sinne der Wirtschaft aussehen können. Unser Ziel ist es, Vereinfachungen mit Vorbildcharakter zu entwickeln“, so Prager.