Anja Nierhoff-Install, Obermeisterin in der Maler-, Lackierer- und Raumausstatter-Innung Gütersloh, weiß, dass neben dem Aussehen des Raumes auch die Themen Wohngesundheit und Nachhaltigkeit eine Rolle spielen.
HWK OWL
Anja Nierhoff-Install, Obermeisterin in der Maler-, Lackierer- und Raumausstatter-Innung Gütersloh, weiß, dass neben dem Aussehen des Raumes auch die Themen Wohngesundheit und Nachhaltigkeit eine Rolle spielen.

Gesundes Wohnen

11.03.2022

Menschen verbringen immer mehr Zeit zu Hause, um dort zu arbeiten, zu studieren oder sich zu entspannen. Eine Wohlfühlatmosphäre und ein gesundes Raumklima werden bei der teilweise pandemiebedingten gestiegenen Aufenthaltsdauer immer wichtiger. „Das Maler- und Lackierer-Handwerk in der Region hat auf diesen Trend reagiert“ erklärt Anja Nierhoff-Install. Die Maler- und Lackierermeisterin führt einen Fachbetrieb in Steinhagen, engagiert sich als Obermeisterin in der Maler-, Lackierer- und Raumausstatter-Innung Gütersloh und arbeitet in der Kooperation der Maler- und Lackierer-Innungen Ostwestfalen mit. „Wer heute seine Wohnung renoviert, für den zählt nicht nur das spätere Aussehen des Raumes, sondern ihn beschäftigen auch die Themen Wohngesundheit und Nachhaltigkeit“, betont die Expertin. Farben und Bodenbeläge sollen das Raumklima positiv beeinflussen. Optimalerweiser werden sie ökologisch hergestellt. Auch größere Farbhersteller haben entsprechende Farben schon länger im Programm und setzen in der Produktion ebenfalls auf Nachhaltigkeit. Kleinere Hersteller haben komplett auf Bio umgestellt, auch bei der Außenfarbe, und verändern den Markt von der Nische aus allmählich.

„Das Malerhandwerk ist ein nachgelagertes Gewerk, wir kommen, wenn fast alles schon fertig ist“, erklärt Anja Nierhoff-Install. Da sei es häufig eine Geldfrage, welche Materialien eingesetzt werden. In den Gesprächen mit Kundinnen und Kunden leistet sie viel Aufklärungsarbeit. „Das Bewusstsein ist da, aber am Schluss zählt das Portemonnaie.“ Der Prozentsatz derjenigen, die sich momentan für ökologische Raumgestaltung entscheiden, liege bei rund elf Prozent. „Hier haben wir noch Luft nach oben“, so Nierhoff-Install.  

Über „vegane Farbe“, die im günstig Baumarkt angeboten wird, kann sie nur lächeln. „Die Hersteller arbeiten viel mit Labels und Fantasiebezeichnungen, um die Kundinnen und Kunden zu manipulieren“, so die Obermeisterin. Es brauche Expertinnen und Experten aus dem Maler- und Lackierer-Handwerk, die beurteilen können, ob wirklich „Bio drin ist“. Entscheidend sei es zu vermitteln, dass nicht der Preis pro Farbeimer zähle, sondern die tatsächlich eingesetzte Farbe. „Gute Farbe wird nur einmal gestrichen und hält lange“, betont Nierhoff-Install, „allerdings ist sie zunächst etwas teurer.“ Raumgesundheit und Nachhaltigkeit seien zunächst zwei Paar Schuhe. „Wenn Material schnell ersetzt werden muss, ist das nicht nachhaltig“, so die Obermeisterin. Auch hier bedürfe es der Expertinnen und Experten aus dem Handwerk, die beide Anforderungen sinnvoll vereinen. Nierhoff-Install setzt auch auf die Expertise ihres Bruders Lutz Nierhoff, der sich auf das Thema „nachhaltige Farben“ spezialisiert und ein Online-Start-up gegründet hat.

Anja Nierhoff-Install arbeitet im Team des Malerbildungszentrums Brackwede mit und möchte sich dafür einsetzen, die Themen Nachhaltigkeit und Wohngesundheit noch stärker in die Unterrichtsinhalte aufzunehmen. Ihr Sohn Johann Install absolviert dort derzeit seine Meisterausbildung und möchte den Familienbetrieb demnächst übernehmen. „Wenn die Übergabe in einigen Jahren ansteht, möchte ich ein zeitgemäßes Unternehmen übergeben“, so die Unternehmerin.