Die Konjunktur PK wurde aufgrund der Corona Pandemie digital durchgeführt.
HWK OWL
Die Konjunktur PK wurde aufgrund der Corona Pandemie digital durchgeführt.

Handwerk bleibt Fels in der Brandung

19.04.2021

Das ostwestfälisch-lippische Handwerk hat sich auch im dritten Corona-Halbjahr als Fels in der Brandung erwiesen. Nach einem heftigen Zwischentief im Frühjahr 2020, das den bislang stärksten Konjunkturzyklus stoppte, nimmt der Wirtschaftszweig wieder Kurs auf. „Das Handwerk hat sich als systemrelevant gezeigt und in rauer See die Segel Richtung Zukunft gesetzt“, erklärte Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer bei der Vorstellung der Handwerkskonjunktur im Frühjahr 2021.    

Geschäftslage insgesamt gut

Insgesamt 51 Prozent aller befragten Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut und 33 Prozent sind zufrieden.  Allerdings klaffen die Antworten in den unterschiedlichen Gewerken weit auseinander. Motor für die gute Handwerkskonjunktur sind weiterhin die Bau- und Ausbauhandwerke, die sowohl vom Immobilienboom und den niedrigen Zinsen profitieren als auch von den erhöhten Investitionen ins Eigenheim im Lockdown. Während 67 Prozent der Betriebe aus dem Bauhauptgewerbe und 66 Prozent der Betriebe aus den Ausbau-Handwerken eine gute Geschäftslage melden, sind es bei den Handwerken für den privaten Bedarf, zu denen Friseure, Kosmetiker und auch Fotografen zählen, nur 15 Prozent. Grund dafür sind die zeitweisen Schließungen und die hohen Hygieneauflagen während der Öffnungsphasen. Erholt haben sich auch die Zulieferer-Handwerke, deren Tätigkeit im Frühjahr 2020 durch weltweite Lockdowns ausgebremst wurde. Auch die Gesundheitshandwerke, die massiv in Hygienemaßnahmen investiert haben, haben sich als ausgesprochen robust erwiesen.

Handwerk ist systemrelevant

„Viele Dienstleistungen des Handwerks sind unverzichtbar“, betonte Peter Eul. Elektroniker oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik beispielsweise sorgten dafür, dass private und gewerbliche Immobilien überhaupt genutzt werden können. Gesundheitshandwerker wie Orthopädietechniker fertigen maßgeschneiderte Hilfsmittel, die teilweise erst die Teilnahme am Alltagsleben ermöglichen. Obwohl ebenfalls systemrelevant mussten viele Lebensmittelhandwerke massive Einbußen hinnehmen, da die Gastro-Bereiche geschlossen werden mussten und das Cateringgeschäft so gut wie ausfiel.

Handwerkerleistungen sind gefragt

Die Handwerksunternehmen in der Region sind in vielen Bereichen gut ausgelastet. Wer ein größeres Bau- oder Umbauvorhaben plant, braucht Geduld. Bauunternehmen haben im Schnitt eine Vorlaufzeit von 16,7 Wochen und Ausbauhandwerke von 10,6 Wochen. „Bei kleineren Maßnahmen und Notfällen unterstützen Handwerksbetriebe ihre Stammkunden aber stets zeitnah“, erklärte Wolfgang Borgert, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. 

Handwerk als sicherer Hafen

Obwohl derzeit noch nicht klar ist, wie lang die Einschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens noch gelten, ist das Investitionsklima von 95 Punkten im letzten Frühjahr auf 102 Punkte gestiegen. „Ingesamt haben 26 Prozent der Betriebe gestiegene Investitionen gemeldet“, betonte Borgert, „im nächsten Halbjahr möchten aber bisher nur 23 Prozent mehr investieren.“ Die Zurückhaltung führt Borgert auf die unsichere Lage zurück. Immerhin erwarten 79 Prozent der befragten Betriebe bessere und gleichbleibende Umsätze und 81 Prozent eine steigende oder gleichbleibende Auftragslage. „Der Wirtschaftszweig Handwerk erweist sich als sicherer Hafen innerhalb eines sonst rauen Wirtschaftsgeschehens“, erklärte Borgert. Optimistisch stimmt ihn auch die Offenheit vieler Handwerksunternehmen für neue digitale Techniken. „Aus der Beratungspraxis wissen wir, dass das Handwerk zukunftsgerichtete Techniken einsetzt und sich seiner wichtigen Rolle im Klimaschutz bewusst ist“, betonte Borgert.



Zum Konjunkturbericht Frühjahr 2021.