"Die Bedeutung des Handwerks ist vielen Bürgerinnen und Bürgern erst während der Corona-Pandemie deutlich geworden", erklärt Bundestagsabgeordneter Jürgen Berghahn, der selbst aus einer Handwerkerfamilie stammt und eine Lehre zum Elektroinstallateur absolviert hat.
HWK OWL
"Die Bedeutung des Handwerks ist vielen Bürgerinnen und Bürgern erst während der Corona-Pandemie deutlich geworden", erklärt Bundestagsabgeordneter Jürgen Berghahn, der selbst aus einer Handwerkerfamilie stammt und eine Lehre zum Elektroinstallateur absolviert hat.

Handwerk hält Deutschland am Laufen

08.04.2022 

„Das Handwerk braucht 20 Prozent mehr Fachkräfte“, erklärte der Bundestagsabgeordnete Jürgen Berghahn (SPD) in einem Gespräch mit dem Deutschen Handwerksblatt. Der gelernte Elektroinstallateur hat das Handwerk bei seiner politischen Arbeit fest im Blick. Seine Entscheidung für eine Ausbildung im Elektro-Handwerk hat er als junger Mann sehr bewusst gefällt. „Ich wollte abends sehen, was ich mit meinen Händen geschaffen habe“, so der SPD-Bundespolitiker aus dem lippischen Blomberg. Die eigenen positiven Erfahrungen in der Ausbildung und als Elektroinstallateur bestärken ihn darin, Maßnahmen zu unterstützen, die helfen, Auszubildende für das Handwerk zu gewinnen und die dringend benötigten Fachkräfte auszubilden.   

Berghahn stammt aus einer Handwerkerfamilie. Sein Großvater war Schmied, sein Vater hat die Berufe Tischler und Schuster erlernt. Seine Ehefrau arbeitet als Bäckereifachverkäuferin. Er selbst hat in einem kleinen Unternehmen in Schieder-Schwalenberg gelernt. In den 1980er Jahren wechselte er in die Möbelindustrie. Sein Einsatz im Betriebsrat verstärkte sein Interesse an politischer Arbeit. Zunächst engagierte er sich im Stadtrat in Blomberg für die SPD. 2010 wurde er direkt in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt und auch in den zwei folgenden Legislaturperioden im Amt bestätigt. Im letzten Jahr schaffte er dann auf Anhieb den Sprung in den Deutschen Bundestag.  

„Die Bedeutung des Handwerks ist vielen Bürgerinnen und Bürgern erst während der Corona-Pandemie deutlich geworden“, erklärt Berghahn. Es habe sich als systemrelevant erwiesen und durch seine Leistung „das wirtschaftliche Geschehen in Deutschland mit am Laufen gehalten“. Der Wirtschaftszweig habe kaum Einbrüche erlitten, einige Bereiche wie das Bauhaupt- und Baunebengewerbe seien gestärkt aus der Krise hervorgegangen. „Das Handwerk hat goldenen Boden“, betont der Bundespolitiker. Dem Friseur- und Kosmetiker-Handwerk beispielsweise habe in der Krise die Möglichkeit geholfen, Kurzarbeit anzumelden, um Mitarbeitende im Betrieb halten zu können.  

Während seiner Tätigkeit im Landtag habe die Enquete-Kommission „Zukunft von Handwerk und Mittelstand in NRW“ wegweisende Arbeit geleistet, erklärt der Politiker. Stimmen direkt aus dem Handwerk hätten dem Landesparlament die enorme Bedeutung des Wirtschaftszweiges verdeutlicht. Viele Empfehlungen der Kommission wie unter anderem Bürokratieabbau, das Berufsbildungsmodernisierungsgesetz, die Änderung des Landesentwicklungsplanes oder das Modernisierungspaket Berufliche Bildung seien erfolgreich umgesetzt worden. Darüber hinaus habe die Landesregierung massiv in öffentliche Projekte investiert und dadurch das Handwerk gefördert.

„Die Bundesregierung will bis 2026 200 Milliarden Euro in die Energiesicherheit und den Klimaschutz investieren“, berichtet Berghahn, der das Projekt im Bundestag unterstützt. Dazu zählen vor allem: die Minderung des CO2-Ausstoßes in der Industrie, die Stärkung der Wasserstoffwirtschaft, der Aufbau von Ladesäulen für Elektroautos und die Abschaffung der EEG-Umlage zum Sommer 2022. Bei der Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen sei das Handwerk massiv gefordert. Ziel sei es, das Klima zu schützen und Energiesouveränität zu erreichen. Sicher sei auch, dass Betriebe bei den eklatant steigenden Energiekosten entlastet werden müssen. Der Materialmangel stelle das Handwerk ebenfalls vor große Probleme. Berghahn begrüßt, dass das Lieferkettengesetz, das Deutschland vorgezogen hat, auch auf europäischer Ebene eingeführt werden soll. „Es kann aber nur dann funktionieren, wenn für alle Betriebe in Europa die gleichen Regeln gelten“, so Berghahn.

Der SPD-Politiker befürwortet darüber hinaus Wirtschaftshilfen für die Unternehmen, die durch den Krieg in der Ukraine Schaden erleiden. Ein Schwerpunkt werde ein Kreditprogramm der KfW sein, das ermöglichen soll, neue Geschäftsfelder aufzubauen. Es seien auch Unterstützungsleistungen für Unternehmen geplant, deren Lieferketten infolge des Krieges zusammengebrochen sind.

In seinem Wahlbezirk ist der SPD-Politiker, der zu Hause am Wochenende gerne das Deutsche Handwerksblatt liest, auf unterschiedlichen Berufsmessen unterwegs. Berghahn nimmt auch an Informationsfahrten und -veranstaltungen der Handwerkskammer teil und schätzt dabei den direkten Kontakt zu Betrieben.