Kossiek
HWK OWL

Imagewandel durch Social Media

05.11.2021

Das Image des Orthopädieschuhmacher-Handwerks befindet sich im Wandel. Ein Grund dafür sind die Sozialen Medien. Heute ist es „in“, einen Fachbetrieb aufzusuchen.

Orthopädieschuhmachermeister Ulrich Kossiek führt das Unternehmen Höcker-Orthopädie-Technik mit angeschlossenem Verkauf in Bielefeld-Brake. Über die Sozialen Medien wie Instagram und Facebook gewinnt er ein zunehmend junges Publikum für seine handgearbeiteten Produkte. Maßgefertigte Flipflops sind der Renner. „Dafür kommen die Käuferinnen und Käufer von weit her“, erklärt Kossiek stolz. Zu seinen Kundinnen und Kunden zählen auch viele Sportlerinnen und Sportler, deren Einlagen werden an die individuellen Füße und die Sportart genau angepasst. Selbstverständlich hat er auch noch schicke Bequemschuhe für die traditionelle Klientel im Angebot.  

Ein weiterer wichtiger Baustein im Orthopädie-Schuhmacherhandwerk ist die Herstellung von individuell gefertigten Schuheinlagen für Arbeitssicherheitsschuhe. Auch hier erfährt Kossiek viel Zuspruch.

Der Internetauftritt als die digitale Visitenkarte des Unternehmens muss ebenfalls überzeugen. „Das Design von Onlineauftritt und Social Media sind abgestimmt“, erklärt der Handwerksmeister, der dafür mit dem GMS Verbund mit Sitz in Köln eng zusammenarbeitet, sich aber auch im Eigenstudium in das Thema eingefuchst hat. Unterstützung bekam er auch von Darien Schaschbar, Digitalisierungsberaterin der Handwerkskammer OWL.

Weiterhin kommt ein großer Teil der Kundinnen und Kunden mit ärztlicher Verordnung in sein orthopädisches Handwerksunternehmen. Seit diesem Jahr muss die Europäische Verordnung für Medizinprodukte (MDR: Medical Device Regulation) verbindlich angewandt werden. Die Verordnung hat zum Ziel, die Patientensicherheit zu erhöhen, bedarf aber eines erheblichen Aufwandes seitens der orthopädischen Handwerksbetriebe. „Ohne ein entsprechendes digitales Orthopädieprogramm könnten wir die Vorgaben nicht erfüllen“, betont Ulrich Kossiek. Sorgfältig werden alle Kundendaten verfasst, zusätzlich werden detailliert Angaben zum gefertigten Produkt gemacht. Jedes beinhaltete Material inklusive Chargenangabe wird aufgelistet. Dafür werden die Waren im Vorfeld mit einem Barcode versehen. Zusätzlich werden Fotos hinterlegt und kommentiert. Zehn Jahre beträgt die Aufbewahrungsfrist der dokumentierten Daten. „Der Zeit- und der Personalaufwand ist angesichts der umfangreichen Dokumentationspflichten in den letzten Jahren stark gestiegen“, so der Handwerksmeister. „Mittel- bis kurzfristig benötigen wir höhere Zahlungen von den Krankenkassen, um im Bereich der Orthopädieschuhtechnik wirtschaftlich zu bleiben“, fordert Kossiek.

Durch eine digitale Unternehmensorganisation versucht er, den massiv gestiegenen bürokratischen Aufwand etwas abzufedern. Das Orthopädieabrechnungsprogramm vermeidet kleinteilige Arbeiten und Zettelwirtschaft. Damit alles reibungslos läuft, hat er in seinem Unternehmen alle Computer ausgetauscht, neue Kartenlesegeräte sowie Unterschriftenpads angeschafft und die Telefonanlage erneuert. In Kürze wird ein digitales Warenwirtschaftssystem die digitale Abwicklung der Aufträge ergänzen.        

In Planung hat Kossiek die Anschaffung eines 3D-Körperscanners für den Leistenbau. Ein exakt hergestellter Leisten ist die Basis für den späteren Schuh. „Die Anschaffung verzögert sich durch die Pandemie ein wenig“, erklärt der Orthopädieschuhmachermeister. Die Daten der gescannten Füße werden dann an einen 3D-Drucker übermittelt, der den fertigen Leisten ausdruckt. „Allerdings können aktuell die Scans die handwerkliche Maßarbeit noch nicht komplett ersetzen“, fügt er an. „Scanner messen Umfänge, können den Fuß aber nicht ertasten, dieses Wissen muss bei der Herstellung des fertigen Schuhs berücksichtigt werden.“



Ihre Digitalisierungsberaterin in der Handwerkskammer: 

Schaschbar_Darien

Darien Schaschbar

Beraterin für Innovation und Technologie

Tel. 0521 / 5608 - 415

darien.schaschbar--at--hwk-owl.de