Hauptgeschäftsführer Dr. Jens Prager (l.) und Kammerpräsident Peter Eul (r.) stellen die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturbefragung im Campus Handwerk vor. Martin Lang, stv. Kreishandwerksmeister und Obermeister der Dachdecker- und Zimmerer-Innung Bielefeld, gibt zusammen mit Marcus Wulfhorst, Obermeister der Bäcker-Innung Bielefeld, authentische Einblicke in die aktuellen Herausforderungen der Betriebe.
HWK OWL
Hauptgeschäftsführer Dr. Jens Prager (l.) und Kammerpräsident Peter Eul (r.) stellen die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturbefragung im Campus Handwerk vor. Martin Lang, stv. Kreishandwerksmeister und Obermeister der Dachdecker- und Zimmerer-Innung Bielefeld, gibt zusammen mit Marcus Wulfhorst, Obermeister der Bäcker-Innung Bielefeld, authentische Einblicke in die aktuellen Herausforderungen der Betriebe.

Krieg verhindert konjunkturellen Durchstart im Handwerk

07.04.2022 

Die russische Invasion in der Ukraine versetzt der durch Omikron ohnehin schon gedämpften konjunkturellen Erholung im Handwerk einen empfindlichen Schlag. Schon vor dem Ukraine-Krieg waren bestimmte Rohstoffe und Materialien aufgrund der Pandemie und den damit verbundenen Unterbrechungen globaler Lieferketten nur mit Verzögerungen und zu erhöhten Preisen zu bekommen. „Der brutale Angriffskrieg hat die Zuversicht zunichtegemacht, nach Abklingen der Corona-Pandemie im Jahresverlauf wieder durchstarten zu können“, erklärte Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage im Campus Handwerk in Bielefeld. „Mehr als zwei Drittel der Betriebe erwarten eine hohe bis mittlere Beeinträchtigung ihres Geschäftsbetriebes durch den Krieg“, so Eul. Aktuell ist die Lage aber noch gut: Rund 55 Prozent der über 1.000 Betriebe, die an der Konjunkturumfrage teilgenommen haben, bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 35 Prozent sind zufrieden, nur 11 Prozent vermelden eine schlechte Geschäftslage.

Die Bau- und Ausbaugewerbe bleiben weiterhin die Konjunkturlokomotiven im Handwerk. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zeigen jedoch, dass die Zukunftserwartungen in diesen Branchen deutlich pessimistischer sind als jemals zuvor. „Mehr als ein Fünftel der Betriebe im Bauhauptgewerbe erwartet eine Verschlechterung. Dieser Anteil ist doppelt so hoch wie im vergangenen Herbst“, erklärte Prager. Mehr als drei Viertel der befragten Betriebe im Bau- und Ausbaugewerbe rechnen auch in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Preisen. „Unsere Betriebe in diesen Gewerken sind zutiefst besorgt. Energiepreissteigerungen und Lieferprobleme bei Rohstoffen und Material treffen viele mit voller Wucht.“

Auch die von der Corona-Krise hart getroffenen Betriebe des Kraftfahrzeuggewerbes konnten die Atempause aus dem Herbst 2021 nicht mit in das Frühjahr nehmen. Nur ein Viertel der befragten Kfz-Betriebe schätzt die derzeitige Geschäftslage als gut ein. Im Lebensmittelhandwerk werden die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine besonders deutlich. So berichten 80 Prozent der teilnehmenden Betriebe von gestiegenen Preisen, 86 Prozent gehen außerdem davon aus, dass diese weiter steigen werden.

Ein positiver Trend zeichnet sich hingegen bei den Gewerken für den privaten Bedarf und bei den Gesundheitshandwerken ab. „Die handwerklichen Dienstleistungen für den privaten Bedarf haben besonders unter Geschäftsschließungen und Corona-Einschränkungen gelitten und erholen sich nun“, erklärte Prager. Bei den handwerklichen Gesundheitsberufen erwarten 96 Prozent eine positive oder stabile Entwicklung der Geschäftslage, nur 4 Prozent rechnen mit Verschlechterungen.

Insgesamt erreicht der Geschäftsklimaindex einen Wert von 124 Punkten und ist damit nach einem Hoch von 133 Punkten im vergangenen Herbst wieder auf dem Niveau des Frühjahres 2021. Das Investitionsklima schwächt sich ebenfalls insgesamt leicht ab. Insbesondere das Lebensmittelhandwerk, aber auch das Bauhauptgewerbe sowie die Gewerke für den gewerblichen Bedarf sind in ihrer geplanten Investitionstätigkeit zurückhaltender als im Herbst 2021.