
13. Oktober 2025OWL-Handwerk fordert Kurswechsel
Die neue Konjunkturumfrage der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld spiegelt eine dringende Erwartungshaltung der Betriebe und liefert klare Botschaften: Knapp ein Drittel der Betriebe aus OWL fordert zuerst den Abbau von Bürokratie und Berichtspflichten. Direkt dahinter rangiert die Entlastung bei den Sozialabgaben: 22,2 Prozent priorisieren die Begrenzung der Lohnnebenkosten – im lohnintensiven Handwerk schlagen steigende Beiträge überdurchschnittlich durch und nehmen Betrieben Luft für Ausbildung, Beschäftigung und Investitionen. Schnellere Genehmigungsverfahren auf kommunaler Ebene sind laut Umfrage ebenfalls dringend erforderlich. Darüber hinaus müssen Regeln verlässlich sein, damit eine langfristige Planbarkeit gewährleistet ist.
„Die steigenden Lohnnebenkosten sind ein massiver Druckfaktor für unsere Mitgliedsbetriebe“, erklärte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, bei der Vorstellung der neuen Konjunkturumfrage im Campus Handwerk in Bielefeld. „Die Sozialabgaben sind auf Rekordniveau. Wenn Arbeit immer teurer wird, werden Leistungen für viele Kunden unbezahlbar, Betriebe verschieben Investitionen und Schwarzarbeit wird attraktiver. Wir brauchen einen klaren Pfad zurück zu tragfähigen Sätzen, ein Moratorium für neue Belastungen und die konsequente Herausnahme versicherungsfremder Leistungen aus der Beitragsfinanzierung. Damit das Handwerk wieder investiert, braucht es eine verbindliche Beitragssatz-Bremse – und zwar jetzt“, betonte Prager. Auch in der Kommunalpolitik wünschen sich die Betriebe einen klaren Kurs: Der Aufbruch vor Ort beginnt mit Planbarkeit, Tempo und Wohnen. Rund 16,3 Prozent der Unternehmen sehen verlässliche kommunale Abgaben und Steuern als wichtigste Grundlage – stabile Hebesätze und transparente Gebühren schaffen Investitionssicherheit. 12,6 Prozent fordern schnellere Baugenehmigungen und eine zügige Baulandmobilisierung: Digitale Verfahren, feste Fristen und ausreichend Personal in den Ämtern sollen Projekte endlich aus der Warteschleife holen. Für 10,4 Prozent ist bezahlbarer Wohnraum für Beschäftigte der entscheidende Faktor, um Azubis und Fachkräfte vor Ort zu halten. „Bund und Kommunen haben jetzt gemeinsam den Zündschlüssel in der Hand“, so Prager. „Berlin muss Bürokratie entrümpeln, die Lohnnebenkosten deckeln und für verlässliche Energie sorgen. Vor Ort brauchen wir stabile Gebühren, beschleunigte Verfahren und pragmatischen Wohnungsbau. Wenn diese Signale kommen, gibt der Mittelstand in OWL wieder Vollgas – mit mehr Ausbildung, Beschäftigung und Investitionen.“