Bürokratie
HWK OWL

Handwerk fördert Bürokratieabbau.Vertrauen statt Verordnungen

17.12.2020

"Wir brauchen endlich ein flächendeckendes Internet auch im ländlichen Raum“, fordert Michael Friemuth (52), geschäftsführender Gesellschafter der Friemuth GmbH & Co. KG, Obermeister der Baugewerken-Innung Paderborn, stellvertretender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer.

Sein Paderborner Bauunternehmen, die Friemuth GmbH & Co. KG, ist modern aufgestellt und arbeitet effizient. Einsicht in die digitalen Baupläne vor Ort auf der Baustelle, Bestellen von Material direkt von der Baustelle aus oder einfach das Eingeben von Arbeitszeiten, theoretisch wäre das Standard in seinem Unternehmen. Allerdings sei die Verbindung zum digitalen Funknetz nicht von überall möglich. Dann müssen seine Mitarbeiter wieder „analog“ mit Plänen und Zetteln arbeiten. „Die gewünschte Umstellung auf BIM, also eine digitale Verwaltung des Bauvorhabens, ist im ländlichen Bereich nicht zufriedenstellend durchzuführen“, kritisiert Friemuth, dabei sei Ostwestfalen-Lippe doch digitale Modellregion. Land, Kreise und Kommunen sind nach seiner Auffassung im Höchstmaß gefordert, den Breitband- und Funkausbau zügig voranzubringen.

Friemuth begrüßt, dass öffentliche Ausschreibungen inzwischen allerorts digital erfolgen. Allerdings bedauert er massiv, dass es keine einheitliche Ausschreibungsplattform gebe. Diese unterscheide sich nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern auch innerhalb von Nordrhein-Westfalen von Kommune zu Kommune. „Es braucht viel Zeit, sich in die unterschiedlichen Plattformen einzuarbeiten“, betont Friemuth. Darüber hinaus kosten einige Funktionen, beispielsweise verfeinerte Suchfunktionen, Geld, so Friemuth. Der Unternehmer fordert eine Vereinheitlichung der Ausschreibungsplattformen. „Eine Meta-Plattform würde die Bürokratiekosten massiv reduzieren“, erklärt der Unternehmer. Er wünscht sich auch mehr Transparenz beim Hochladen des digitalen Angebotes auf der Plattform. „Mit dem Hochladen sind die Unterlagen nicht mehr sichtbar“, kritisiert Friemuth. Bauanträge können seiner Erfahrung nach in den wenigsten Kommunen digital gestellt werden, die Genehmigung erfolge in noch mehr Fällen analog. Friemuth wünscht sich ein „medienbruchfreies Verfahren“, das würde Zeit und Kosten sparen, hätte aber auch zur Folge, dass dem einzelnen Sachbearbeitenden die notwendige Kompetenz eingeräumt werden müsse. Kritisch bewertet Friemuth auch die immer neuen Verordnungen von Bund und Land, die eigentlich gut gemeint seien, aber zu immer mehr Bürokratie und Kosten führen würden. „Regelmäßig neue Energiesparverordnungen, immer neue Verordnungen, die den Brandschutz oder die Sicherheit betreffen, und jede Verordnung wird kontrolliert“, betont Friemuth, das führe zu einem stetig wachsenden bürokratischen Aufwand und lasse die Baukosten kontinuierlich steigen. Natürlich sei es gut, Energie zu sparen und für die Sicherheit sorgen, aber die Verhältnismäßigkeit müsse gewährleistet werden.

Statt ständig neuer Verordnungen von außen schlägt Friemuth vor, das Vertrauen ins Handwerk und die Leistung der Handwerkerinnen und Handwerker zu stärken. „Das Handwerk muss wieder den gesellschaftlichen Stellenwert bekommen, der ihm zusteht“, betont der Unternehmer. Wenn die Politik handwerkliche Leistungen und handwerkliches Können wirklich so schätzen würde, wie in vielen Reden verkündet wird, könnten viele als Maßregelung empfundene Auflagen wegfallen. „Handwerkerinnen und Handwerker sind voll ausgebildete Profis, die in der Lage sind, Situationen selbst einzuschätzen und dementsprechend zu handeln“, betont Friemuth, „das Handwerk setzt auf eine gute Ausbildung zu selbstverantwortlichem Handeln statt auf ein Übermaß an bürokratischen Vorschriften.“

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