(v. l.) Hauptgeschäftsführer Dr. Jens Prager, Kammerpräsident Peter Eul und die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Ragna Köstner.
HWK OWL
(v. l.) Hauptgeschäftsführer Dr. Jens Prager, Kammerpräsident Peter Eul und die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Ragna Köstner.

Vollversammlung tagt in bewegten Zeiten

Unter dem Eindruck des andauernden russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, stark gestiegener Strom- und Energiepreise sowie hoher Inflationsraten tagte die Vollversammlung der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld im Campus Handwerk. „Die aktuellen Krisen bringen viele Betriebe an ihre Belastungsgrenze“, betonte Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL, in seiner Eröffnungsrede. In der gegenwärtigen Situation werde es nicht ausreichen, kurzfristig Lücken zu stopfen, erklärte der Kammerpräsident. „Wir müssen gerade jetzt den Mut haben, die großen Zukunftsfelder aktiv zu gestalten.“ Neben finanziellen Entlastungen für besonders betroffene Betriebe brauche das Land eine Bildungswende, die mit einer deutlichen Wertschätzung für die berufliche Bildung und für handwerkliche Fachkräfte einhergehe, betonte Eul, der die zentrale Rolle des Handwerks als Problemlöser und Gestalter herausstellte. „Das regionale Handwerk muss lebensfähig bleiben, um auch in Zukunft Wohlstand neu zu schaffen und die Zukunftslasten der jetzigen Krisen zu schultern“, betonte der Handwerkspräsident.

In seinem Lagebericht gab Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL, einen Einblick in die konjunkturelle Situation des regionalen Handwerks. „Die stark ansteigenden Preise für Energie und Strom und die nicht absehbare weitere Entwicklung in diesem Winter sorgen für große Unsicherheit“, betonte Prager. Besonders energieintensive Betriebe wie Bäcker, Konditoren, Fleischer oder Textilreinigungsunternehmen blickten mit großer Sorge auf die kommenden Monate. Doch auch das Gesundheitsgewerbe und das Kraftfahrzeuggewerbe seien trotz stabiler Lagebewertungen krisengefährdet, wie die Herbst-Konjunkturbefragung der Handwerkskammer gezeigt habe. „Mehr als die Hälfte der Betriebe aus diesen Gewerbegruppen blickt mit großer Sorge auf das kommende Halbjahr“, erklärte Prager. Der Hauptgeschäftsführer betonte, dass die Handwerkskammer durch diverse Aktionen auf die existenzbedrohliche Lage der Betriebe aufmerksam gemacht und sich bei der Politik für schnell wirksame Lösungen stark gemacht habe. „Neben den dringend benötigten Härtefallhilfen und dem Energiepreisdeckel appellieren wir an Bürgerinnen und Bürger, den lokalen Handwerksbetrieben die Treue zu halten“, so Prager.

Auch die Handwerkskammer spüre die Auswirkungen der multiplen Krisen. „Die gestiegene Inflation und die hohen Kostensteigerungen belasten den Haushalt der Handwerkskammer und unser tägliches Handeln enorm“, erklärte Ragna Köstner, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin und Beauftragte für die Wirtschaftsführung in der Vollversammlung. Um den Haushalt zu sichern und in diesen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten auch weiterhin entschlossen die Interessen des OWL-Handwerks zu vertreten, beschloss die Vollversammlung daher neben der Anhebung einzelner Gebühren auch die zuletzt ausgesetzte Indexierung des Grundbeitrages wieder einzuführen. Der einheitliche Grundbeitrag steigt für das Jahr 2023 somit auf 134 Euro, der Grundbeitrag für GmbH & Co. KG auf 278 Euro und für Kapitalgesellschaften auf 541 Euro. Der Zusatzbeitrag bleibt hingegen unverändert bei 0,71 Prozent des Gewerbeertrages. Nachdem die Beiträge in den vergangenen Jahren gesunken seien, sei die Wiederaufnahme der aufgrund der langjährig ausgezeichneten konjunkturellen Lage in diesem Jahr einmalig ausgesetzten Indexierung unvermeidbar, erklärte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin. „Darüber hinaus setzt die Handwerkskammer selbst derzeit bereits zahlreiche Einsparmaßnahmen im Energiebereich im Campus Handwerk um, um nachhaltig Kosten zu senken“, so Köstner.