(v.l.) Hermann Dedert, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Anne-Kathrin Nolting-Obermann, Mitglied des Vorstandsteams der Landfrauen, Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, und Volker Ruwe, Obermeister der Bäcker-Innung
HWK OWL
(v.l.) Hermann Dedert, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Anne-Kathrin Nolting-Obermann, Mitglied des Vorstandsteams der Landfrauen, Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, und Volker Ruwe, Obermeister der Bäcker-Innung

Zeichen des Erntedanks im Campus Handwerk

28.09.2020

Eine schön dekorierte Erntekrone ziert das Foyer der Handwerkskammer in Bielefeld, umringt von herbstlichen Früchten und Lebensmitteln aus der Region. Der Landwirtschaftliche Kreisverband Herford-Bielefeld und der Kreislandfrauenverband Bielefeld überreichten anlässlich des bevorstehenden Erntedankfestes dem Präsidenten der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, Peter Eul, die Erntekrone. Eul bedankte sich und freute sich über die schöne Tradition. „Die Erntekrone ist nicht nur ein kunstvolles Gebilde, sie steht auch für eine Vielzahl an Themen“, betonte Eul. Ein Thema, das er im engen Austausch mit der Landwirtschaft forcieren wolle, sei die Nachhaltigkeit in der Lebensmittelherstellung, erklärte der Kammerpräsident.  

„Mit der Übergabe der Erntekrone möchten wir Gemeinschaft und Gemeinsamkeiten pflegen und Meinungen austauschen“, so Hermann Dedert, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford-Bielefeld. Zugleich solle die Erntekrone die Menschen in und um Bielefeld daran erinnern, wie wichtig die hiesige Landwirtschaft für die Ernährung sei. „Dies durften wir gerade im Frühjahr hautnah erfahren. Die Hamsterkäufe im Corona-Lockdown sind uns noch im Gedächtnis“, betonte Dedert. Die Corona-Pandemie habe wieder neu bewusstgemacht, „wie sehr wir von der ‚Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit‘ leben – vor Ort, nicht nur durch Importe.“

Eine flächendeckende heimische Landwirtwirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Bereichen, zu denen auch das Fleischer- und Bäckerhandwerk gehöre, und das hohe Gut der Lebensmittelsicherheit seien unerlässlich und müssten gewahrt werden, erklärte Anne-Kathrin Nolting-Obermann vom Vorstandsteam der Bielefelder Landfrauen. Den Landfrauen sei der Erzeuger-Verbraucher-Dialog wichtig. Nolting-Obermann weiß zudem, das gerade kleinen Betrieben im Lebensmittelhandwerk durch hohe Gebühren wie bei der Fleischbeschau und durch strenge Regeln der Lebensmittelbegutachtung die Berufsausübung schwergemacht wird.

„Es gibt ein deutliches Missverhältnis zwischen den Wunschvorstellungen vieler Politiker und der Wirklichkeit in Handwerksbetrieben und in der Landwirtschaft“, stimmte ihr Kammerpräsident Peter Eul zu. Den verbliebenen regionalen Produzenten und Herstellern werden nach Überzeugung von Eul immer mehr bürokratische Hürden in den Weg gelegt. Die mit Hygiene- und Qualitätsstandards vertrauten handwerklichen Fachkräfte verbringen einen so großen Teil ihrer Zeit mit Bürokratie am Schreibtisch, die in keinem Verhältnis zur Betriebsgröße stehe, so der Handwerkspräsident. 

„Immer mehr Auflagen, Verordnungen, Gesetze und Bürokratie machen auch uns Bauern das Überleben schwer“, erläutert der Landwirtevorsitzende Dedert. Verschärfungen der Nutztierhaltungs-Verordnung, Ackerbau- und Nachhaltigkeitsstrategie, Farm-to Fork, Green Deal etc. - die heimischen Landwirte kämen längst nicht mehr mit.

In seiner Erntebilanz resümiert Dedert, dass die Bielefelder Landwirte in diesem Jahr eine Ernte eingefahren hätten, die so unterschiedlich ausfalle, wie es kaum dagewesen sei: gute Erträge mit guten Qualitäten auf guten Standorten wie im Bielefelder Norden sowie geringere Erträge mit kleineren Körnern auf schwächeren Standorten wie im Bielefelder Süden. „Zum Glück hatten wir kein drittes Dürrejahr. Doch in der Hauptwachstumszeit, im Frühling und Frühsommer, war es eindeutig zu trocken“, fasste Dedert zusammen. Zudem sei die Preissituation nicht zufriedenstellend.