(v. l.) Norma Bopp-Strecker, Geschäftsführerin Hochbau Detert und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer, Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, Maler- und Lackierermeister Alfred Gemmeke, stellvertretender Kreishandwerksmeister der KH Höxter-Warburg, sowie Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, stellten die Ergebnisse der Konjunkturbefragung vor.
HWK OWL
(v. l.) Norma Bopp-Strecker, Geschäftsführerin Hochbau Detert und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer, Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer, Maler- und Lackierermeister Alfred Gemmeke, stellvertretender Kreishandwerksmeister der KH Höxter-Warburg, sowie Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, stellten die Ergebnisse der Konjunkturbefragung vor.

20. Oktober 2023Verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen schaffen

Das ostwestfälisch-lippische Handwerk bleibt in einem schwachen gesamtwirtschaftlichen Umfeld robust, blickt aber mit zunehmender Unsicherheit auf die weitere Entwicklung. „Trotz des seit einem Jahr andauernden Abschwungs verbleibt die Lagebewertung des OWL-Handwerks überwiegend positiv“, betonte Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage im Campus Handwerk in Bielefeld. Dennoch belasten vor allem hohe Energie- und Strompreise, die anhaltend hohe Inflations- und Zinssituation sowie teils unklare politische Rahmenbedingungen die Investitionsbereitschaft vieler Betriebe. Von knapp 1.250 Betrieben, die an der Umfrage teilgenommen haben, geben 47 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als gut an, 40 Prozent sind zufrieden, nur 13 Prozent vermelden eine schlechte Geschäftslage.

Besonders herausfordernd ist die aktuelle Situation für viele Betriebe im Bauhauptgewerbe, die in den vergangenen Jahren das Rückgrat der Handwerkskonjunktur gebildet haben. Das Geschäftsklima in dieser Branche sinkt mit 99 Punkten auf seinen niedrigsten Stand seit Jahren und damit unter die 100-Punkte-Grenze. Während sich die Lage im Vergleich zum Frühjahr 2023 leicht abschwächt, sind es vor allem die gedämpften Erwartungen an die nächsten Monate, die das Geschäftsklima sinken lassen. „Auch wenn die auf dem Wohnungsbaugipfel beschlossenen Maßnahmen ein hilfreicher Schritt für das Bauhandwerk waren, braucht es zusätzliche Anstrengungen, um Baukosten zu senken, sowie eine zielorientierte Förderkulisse und eine konsequente Entbürokratisierung des Baurechts“, erklärte Dr. Jens Prager, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer OWL. Nur durch entschlossenes Handeln von Bund, Land und Kommunen könne dem Absturz der gut 2.200 Baubetriebe in der Region entgegengewirkt werden. 

Auch das Ausbaugewerbe hat mit den schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen, es kann allerdings zumindest teilweise von einer Sonderkonjunktur für Modernisierungs- und Effizienzmaßnahmen im Bereich der Gebäudeenergie profitieren. „Die ungebrochen hohe Nachfrage sorgt beim Ausbaugewerbe für eine Sonderkonjunktur“, erklärte Prager. Etwas verschlechtert hat sich die Einschätzung in den übrigen Gewerbegruppen. Sowohl das Kfz-Gewerbe, die Gewerke für gewerblichen Bedarf, das Lebensmittelgewerbe, die Gesundheitshandwerke und die Handwerke für den privaten Bedarf verzeichnen eine moderate Absenkung der konjunkturellen Entwicklung, die vor allem durch skeptischere Zukunftserwartungen zu erklären sind.  

Insgesamt liegt der Geschäftsklimaindex, der als konjunktureller Leitindikator die aktuelle Lagebewertung und Erwartungen von Unternehmen bündelt, bei 108 Punkten und ist damit im Vergleich zum Frühjahr um 13 Punkte gefallen. „Während die Lagebewertung zuletzt überwiegend stabil geblieben ist, zeigt sich doch, dass die Erwartungen angesichts der Ungewissheit die Konjunktur dämpfen“, betonte Prager. Besonders deutlich werde dies beim Blick auf das Investitionsklima, das auf 87 Punkte gesunken ist und damit seinen bisher niedrigsten Stand hat. „Die politische und wirtschaftliche Unsicherheit hemmen die Investitionsbereitschaft des regionalen Handwerks enorm“, erklärte Prager. Daher brauche es gerade jetzt eine wachstumsorientierte Steuer- und Abgabenpolitik, die Belastungen und Unsicherheiten reduziere und Anreize für mehr Investitionen setze.